SCNR-Tagungsbericht: Potenziale für die Zukunft
Seit 2009 kooperieren die Universitäten Bochum, Dortmund und Duisburg-Essen im Rahmen des ScienceCareerNet Ruhr (SCNR) der UniversitätsallianzMetropole Ruhr (UAMR) und bieten eine fächerübergreifende und zielgruppenspezifische Karriereförderung für den wissenschaftlichen Nachwuchs an. Diese soll junge Wissenschaftler/-innen in ihrer beruflichen Laufbahnplanung unterstützen. Das gemeinsame Programm fördert systematisch vom Promotionsinteresse bis hin zur Professur.
Mehr und mehr Universitäten in Deutschland widmen sich der Personalentwicklung im Wissenschaftsbereich und entwickeln Programme, um mehr Transparenz in den Dschungel der wissenschaftlichen Karrierewege zu bringen. Die Tagung präsentierte daher bundesweite „Best practice“-Beispiele. Das ScienceCareerNet Ruhr stellte sogar Evaluationsergebnissevor. Während der moderierten Poster-Session und der regen Diskussion zeigte sich der hohe Professionalisierungsgrad derunterschiedlichen Konzepte deutlich.
Prof. Stefan Hornbostel (Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung, Berlin) verdeutlichte dann in seiner Keynote die Situation von Postdocs in Deutschland und im internationalen Vergleich. Er beschrieb, welche Selbstdefinitionen Postdocs vornehmen und betonte, dass mit zunehmender Spezialisierung auf dem wissenschaftlichen Karriereweg die Exit-Möglichkeiten in andere Arbeitsfelder abnehmen.
Prof.‘in Sigrid Metz-Göckel (Geschlechterforscherin, ehem. TU Dortmund) und Prof. Klaus Landfried (ehem. Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Heidelberg) diskutierten mit Prof. Hornbostel die Anforderungen an Personalentwicklung für den Wissenschaftsbereich. Kritisch wurde die Auslagerung der wissenschaftlichen Qualitätsprüfung gesehen: es sei bedenklich, dass extern vergebene Qualitätssiegel, Preise und Auszeichnungen universitätseigene Auswahlverfahren verstärkt ablösten. Problematisch sei weiterhin, dass insbesondere Frauen die Universität nach der Promotion verlassen und stabilere Arbeitsverhältnisse in Wirtschaft und Industrie vorziehen. Wenn Wissenschaftler/-innen mit sehr gutem wissenschaftlichen Potenzialausscheiden, erleiden Forschungund Lehre einendeutlichen Qualitätsverlust. „Next practice“, so schloss die Tagung, sei eine Personalentwicklung, die auch alternative Karrierewege einbezieht. Hochschulpolitisch sei es nun notwendig, Flexibilität und kreative Erneuerung der Wissenschaftswelt mit attraktiven Karriereoptionen zu verbinden.