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Die besondere Verantwortung des Intellektuellen

Philosoph Cornel West an der TU Dortmund

Trotz Streiks bei den öffentlichen Verkehrsmitteln und Semesterferien – der Hörsaal 6 auf dem Campus Süd war voll besetzt, als der Philosoph, Theologe und Aktivist Cornel West am Dienstagabend, 18. März, die TU Dortmund besuchte.

Die Veranstaltung, die vom Institut für Anglistik und Amerikanistik in Zusammenarbeit mit dem Kulturwissenschaftlichen Institut Essen der Universitätsallianz Ruhr organisiert wurde, brachte eine der bekanntesten U.S.-amerikanischen Persönlichkeiten nach Dortmund. Für viele gilt West als Nachfolger von Martin Luther King. Er begeisterte sein Publikum und wurde mit stehenden Ovationen verabschiedet.

Der prominente schwarze Aktivist ist Professor am Union Theological Seminary und Professor Emeritus an der Princeton University. Davor hatte er an den Universitäten Yale, Harvard und in Paris unterrichtet. Er ist Autor von 20 Büchern, darunter die inzwischen klassischen Texte „Race Matters“ (1994) und „Democracy Matters“ (2004) sowie sein autobiografisches Werk „Brother West: Living and Loving Out Loud“ (2009).

Auftritte in den Matrix-Filmen

Cornel West ist als public intellectual bekannt, der die Provokation liebt. Der medienerfahrene Professor trat unter anderem in den Kinofilmen „Matrix Reloaded“ und „The Matrix Revolutions“ auf, kommentierte die 2004 erschienene Matrix-Trilogie und ist in über 25 Filmen und Dokumentarfilmen zu sehen. Auch im Hörsaal der TU Dortmund erwies er sich als glänzender Rhetoriker, verstand es dabei gleichzeitig, einen intensiven Kontakt zu seinem Publikum herzustellen.

Spannender Vortrag mit aktuellem Bezug Cornel West hält eine Vortrag in einem Hörsaal

Im Zentrum seines Vortrags „Democracy, Race, and Empire in the 21st Century“ stand die Frage, wie man angesichts von Gewalt und Ausbeutung Integrität und Authentizität bewahren kann. Er kritisierte die Innen- und Außenpolitik der Vereinigten Staaten als „imperial“, stellte diese Kritik dabei in einen globalen Rahmen. West fragte sein Publikum nach Problemen, mit denen die Menschen in Deutschland leben müssten – etwa wie aus dem Ausland zugezogene Mitbürger behandelt würden. Scharf ging er mit der Ökonomisierung, Rationalisierung und De-Intellektualisierung des Bildungswesens ins Gericht. Darüber hinaus erwiesen sich neue (und alte) Medien als „weapons of mass detraction“ (in Anlehnung an „weapons of mass destruction“ etwa „Massenablenkungswaffen“).

Offener Umgang mit schwierigen Situationen

Gefragt, wie er mit der schwierigen Lage seines Landes und der Welt umginge, bezeichnete sich West weder als Pessimist oder als Optimist, sondern als „Blues Man“, der von Dorf zu Dorf ziehe, und versuche, aufrechten Gangs die Krisen anzusprechen und dadurch zu helfen.