Aktuelle Meldungen


September 2020

Covid-19: Schwerer Verlauf trotz oder sogar wegen zu starker Immunität

Schwerkranke haben eine ähnliche oder sogar stärkere Immunität gegen das Virus als Genesene. Das stützt die These, dass eine überschießende Immunreaktion an schweren Verläufen beteiligt ist.

Das gefürchtete Lungenversagen bei schweren Verläufen von Covid-19 entsteht nicht durch eine zu schwache Immunantwort. Ganz im Gegenteil scheint eine überschießende Reaktion des Immunsystems dazu beizutragen. Zu diesem Schluss kommt ein Forschungsteam aus Bochum und Essen unter Leitung von Prof. Dr. Nina Babel, Leiterin des Centrums für translationale Medizin am RUB-Klinikum Marien-Hospital Herne. Das Team der Forscherinnen und Forscher aus dem Marien-Hospital Herne und der Virologie der Ruhr-Universität Bochum (RUB) sowie den Kliniken für Infektiologie und Anästhesie und dem Institut für Virologie der Universitätsmedizin Essen hat spezifische Antikörper und T-Zellen im Krankheitsverlauf bei leicht und schwer erkrankten sowie später verstorbenen Covid-19-Patienten untersucht. Dabei stellten die Forscherinnen und Forscher vergleichbare Immunreaktionen fest. Sie berichten in der Zeitschrift Cell Reports Medicine vom 29. August 2020.

Wie das Immunsystem Viren bekämpft
Antikörper und T-Lymphozyten gehören zu den wichtigsten Elementen der Immunabwehr gegen Viren. Die Antikörper binden an bestimmte Virusrezeptoren und verhindern so das Eindringen von Viren in die Wirtszelle. Außerdem markieren sie die infizierten Zellen für andere Akteure des Immunsystems, die die Zelle dann abtöten. Virus-spezifische T-Lymphozyten können dagegen infizierte Zellen direkt und sehr effizient töten.

Während der vergangenen Wochen sind einige Studien zur Analyse von solchen zelltötenden Sars-Cov-2-spezifischen T-Zellen bei Patienten mit Covid-19 publiziert worden. Sie stellten fest, dass solche Zellen vor allem bei Patienten mit durchgemachter Covid-19-Erkrankung zu finden waren, was auf deren schützende antivirale Wirkung schließen lässt. Andererseits legen einige Studien nahe, dass eine überschießende Immunantwort die Ursache für die schweren Covid-19-Verläufe sein könnte. Die Rolle der Sars-Cov-2-spezifischen T-Zellen bei dieser überschießenden Immunantwort ist unklar.


August 2020

Neuer Test: Immunreaktion gegen Sars-Cov-2 nach Organtransplantation

Auch Patienten mit unterdrücktem Immunsystem können eine gute Abwehrreaktion gegen Sars-Cov-2 erzielen. Ein Test hilft, die Therapie nach einer Infektion anzupassen.

Ein Forschungsteam des Klinikums der Ruhr-Universität Bochum (RUB) hat einen Test entwickelt, der Aufschluss über die Immunreaktion auf das neuartige Coronavirus bei Patientinnen und Patienten gibt, die immununterdrückende Medikamente einnehmen müssen. Das ist zum Beispiel nach einer Organtransplantation notwendig. „Wir konnten belegen, dass diese Patienten trotz Immunsuppression eine gute Immunantwort auf Sars-Cov-2 erzielen können“, sagt Prof. Dr. Nina Babel, Leiterin des Centrums für Translationale Medizin am Marien-Hospital Herne. Die immununterdrückende Therapie kann mithilfe des Tests während einer Covid-19-Erkrankung individuell angepasst werden. Die Forscherinnen und Forscher berichten im American Journal of Transplantation vom 10. August 2020.

Organtransplantierte tragen doppelt hohes Risiko
Chronisch Kranke und Patientinnen und Patienten mit gestörter Immunabwehr haben ein erhöhtes Risiko, schwer an Covid-19 zu erkranken. Transplantierte sind dabei in mehrfacher Hinsicht betroffen: Neben der chronischen Erkrankung, die zum Organversagen und der nachfolgenden Transplantation geführt hat, müssen transplantierte Patienten Medikamente einnehmen, die die Abwehrfähigkeit des eigenen Immunsystems unterdrücken.

„Diese Immunsuppressiva sind notwendig, um zu verhindern, dass der Körper transplantierte Organe abstößt. Sie können jedoch dazu führen, dass Virusinfektionen gehäuft auftreten“, erklärt Nina Babel, die gemeinsam mit Prof. Dr. Timm Westhoff, Direktor der Medizinischen Klinik I am Marien-Hospital Herne, das Team geleitet hat, zu dem unter anderen auch Forscherinnen und Forscher der Abteilung Molekulare und Medizinische Virologie der RUB sowie der Chirurgischen Klinik des Knappschaftskrankenhauses Langendreer gehörten. „Bisher war nicht bekannt, ob unsere transplantierten Patienten in der Lage sind, eine ausreichende Immunantwort gegen das neue Coronavirus auszubilden“, betont Timm Westhoff.


Juli 2020

Unser erstes Doktoranden-Meeting

Die Clinician Doctorands kamen am 07.07.2020 im Marien Hospital Herne zusammen. Ein Ideenaustausch um die bestehenden Projekte mit verschiedenen Methoden aus anderen Projekten ggf. komplementär zu ergänzen stand hierbei im Vordergrund.

Als einer der nächsten Schritte in Richtung gemeinsamer Promotion wird demnächst ein gesonderter Statistikkurs in Zusammenarbeit der Ruhr-Universität Bochum (RUB) und der Universität Duisburg-Essen (UDE) organisiert!

 


Mai 2020

„RIMUR“-Team startet neues Forschungsprojekt im Kampf gegen das Coronavirus

Das Team um Univ.-Prof. Nina Babel (RUB), Univ.-Prof. Ulf Dittmer (UKE), Univ.-Prof. Timm Westhoff (RUB), Univ.-Prof. Oliver Witzke (UKE), Herrn Adrian Doeverlaar (Assistenzarzt RUB, Doktorand des RIMUR-Postgraduiertenkollegs) und Frau Krystallenia Paniskaki (Assistenzärztin UKE, Doktorandin des RIMUR-Postgraduiertenkollegs) beschäftigt sich aus aktuellem Anlass nun mit einem neuen Thema um die Forschung rund um das Coronavirus voranzutreiben.

Die Fragestellung: „Welche Rolle spielt das Immunsystem bei der Entstehung und dem Verlauf der COVID-19“ steht bei diesem Projekt im Mittelpunkt. Dabei wollen die Forscher aufklären, was die mit Covid-19 infizierten Patienten mit schwerem und leichtem Verlauf der Erkrankung unterscheidet. Dies soll neben dem verbesserten Verständnis auch einen wichtigen diagnostischen und prognostischen Wert sowie neue therapeutische Ansätze erlauben.

Die Universitätskliniken der Ruhr-Universität Bochum und der Universität Duisburg-Essen eignen sich ideal als Partner für die Durchführung des Projekts. Das Institut für Virologie unter der Leitung von Prof. Dittmer weist eine jahrelange Erfahrung in der Diagnostik von Coronavirus-Infektionen auf und war bereits während des MERS-Coronavirus Ausbruchs 2013 an der Entwicklung von Diagnostikverfahren und Beschreibung der Viruspathologie beteiligt. Die Klinik für Infektiologie unter der Leitung vom Prof. Witzke hat ihren Schwerpunkt in der Diagnostik und Therapie von Infektionskrankheiten einschließlich der Behandlung immungeschwächter Patienten im Rahmen von Organtransplantation, nach Chemotherapien, bei systemischen Autoimmunkrankheiten und mit angeborenen Immundefekten.
Aktuell werden COVID-19 erkrankte Patienten, die einen schweren Verlauf haben, in die Infektiologie der Uniklinik Essen verlegt und dort medizinisch betreut.

Frau Krytstallenia Paniskaki und Herr Doeverlaaar sind Assistenzärzte der Kliniken der Infektiologie in Essen und Nephrologie in Herne, RUB. Beide Doktoranden forschen aktuell im Rahmen ihrer Promotion an virologisch-immunologischen Fragestellungen. Herr Doeverlaar arbeitet im virologischen Labor unter der Leitung von Prof. Dittmer. Frau Paniskaki forscht an der Analyse antiviraler Immunantworten bei immungeschwächten Patienten im wissenschaftlichen Labor unter der Leitung von Prof. Babel im Centrum für Translationale Medizin, Marien Hospital Herne, Ruhr Universität Bochum. Das Centrum beschäftigt sich seit Jahren mit der Thematik der Virus-Immunsystem-Interaktion und verfügt über ein breites Spektrum innovativer Methoden zur Untersuchung der allgemeinen und Virus-spezifischen Immunität.

Die Ergänzung der fachlichen und der klinischen Expertise der beiden Institutionen aus Essen und Bochum/Herne im Rahmen des RIMUR-Promotionsprogramms schafft ideale Voraussetzungen für eine schnelle und strukturierte Umsetzung des Projektes einschließlich der Patientenrekrutierung, Materialsammlung sowie parallele Erforschung der Fragestellungen unter der Anwendung innovativer immunologischer Methoden. Die Forscher hoffen somit neue Erkenntnisse über die antivirale Immunität schnellst möglichst zu gewinnen um die entsprechenden Maßnahmen einleiten zu können.

 


März 2020

Unser erstes Retreat

Das erste Retreat des Promotionskollegs „RIMUR“ fand am 04.03.2020 im Marien Hospital in Herne statt.

Die Clinician Doctorands präsentierten ihre laufenden oder geplanten Projekte in kurzen Vorträgen.

Während der anschließenden offenen Diskussion sowie beim abendlichen Get-together kam es zum regen Erfahrungsaustausch zwischen den Teilnehmern.
Um die bestehenden Projekte mit verschiedenen Methoden aus anderen Projekten komplementär zu ergänzen ist ein Doktorandenmeeting mit Ideenaustausch geplant!

 


Mai 2018

Neue Details der Immunantwort bei Covid-19

Das menschliche Immunsystem reagiert auf mehr als nur das bisher fokussierte Virusprotein. Das ist bedeutend für Tests und mögliche Impfstoffe.

Forschungsteams der Ruhr-Universität Bochum (RUB) und des Universitätsklinikums Essen haben herausgefunden, auf welche Teile des Sars-Cov-2-Virus das menschliche Immunsystem reagiert: Neben dem bisher fokussierten Spike-Protein können auch zwei weitere Proteine eine starke Immunantwort auslösen. Diese Entdeckung ist bedeutend sowohl für die Entwicklung diagnostischer Tests als auch von Impfstoffen. „Wir sollten uns dabei nicht ausschließlich auf das Spike-Protein konzentrieren“, sagt Studienleiterin Prof. Dr. Nina Babel vom Centrum für Translationale Medizin des Marien-Hospitals Herne, Universitätsklinikum der RUB. Die Arbeit, die derzeit durch unabhängige Experten begutachtet wird, ist auf einem Preprint-Server online.

Ansätze basieren auf Erfahrungen mit Sars und Mers
Unser Immunsystem kann gegen Bestandteile von Viren reagieren, indem es entweder Antikörper oder spezifische Immunzellen bildet. „Die Identifikation dieser Bestandteile ist daher sowohl für den Nachweis einer Immunität als auch für die Impfstoffentwicklung von großer Bedeutung“, sagt Prof. Dr. Oliver Witzke von der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen am Universitätsklinikum Essen. Bisher fokussierten sich diesbezügliche Untersuchungen auf das sogenannte Spike-Protein, ein Eiweiß, das für den Eintritt des Sars-Cov-2-Virus in die Zellen eines Erkrankten von Bedeutung ist. Dieser Ansatz basiert auf Erkenntnissen der früheren Coronavirus-Epidemien von 2002/2003 und 2012, Sars und Mers.