News

News

UA Ruhr News Center

06. November 2019

Wissenschaftler*innen bringen Bewegung in die Debatte zur Zukunft der Mobilität im Ruhrgebiet

Das Ruhrgebiet braucht dringend eine Verkehrswende. Wie sie gelingen kann, diskutierte eine Konferenz des Kompetenzfeldes Metropolenforschung der Universitätsallianz Ruhr am 4. November 2019 auf dem Essener Zollverein-Gelände. Gemeinsam mit den Kooperationspartnern Emschergenossenschaft, Stiftung Zollverein, Stiftung Mercator und Verkehrsverbund Rhein-Ruhr wurden Visionen, innovative Handlungsansätze und gangbare Lösungswege für die aktuellen Herausforderungen aufgezeigt.

Zuverlässig, umweltfreundlich, effizient, gesundheitsfördernd, smart – es gibt viele Erwartungen an die Mobilität von morgen. Welche Maßnahmen und Strategien für das Ruhrgebiet erforderlich sind und wie in anderen Metropolregionen im In- und Ausland mit ähnlichen Herausforderungen umgegangen wird, diskutierten Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis beim ersten KoMet-Tag in Essen auf dem Welterbe Zollverein.

Neue Ideen aus dem KoMet - Verhaltensänderung, Intelligente Preissysteme, Mobilitätsgenossenschaften
Nachdem der Zukunftsforscher Kai Jannek von Z_punkt aus Köln Utopien zur Zukunft der Mobilität präsentierte, wurden von KoMet-Wissenschaftlern neue Ideen und Möglichkeiten für das Einläuten der Verkehrswende präsentiert: Techniksoziologie Prof. Dr. Johannes Weyer sieht die Nutzer des Nahverkehrs in einer Schlüsselposition. Die Verkehrswende könne nur gelingen, wenn diese bereit seien, ihr Mobilitätsverhalten grundlegend zu ändern. Welche Maßnahmen zu einer Verhaltensänderung führen können, erforscht er mit Hilfe von Simulationsmodellen an der TU Dortmund.

Prof. Dr. Jochen Gönsch von der Universität Duisburg-Essen stellte seine Forschung zur Steuerung von Verkehrsströmen aus betriebswirtschaftlicher Perspektive dar. In seinem Vortrag zeigte er auf, wie sich durch intelligente Preissetzung die Auslastung von Verkehrsmitteln erhöhen und damit Umweltauswirkungen verringern lassen.

Mit den zahlreichen Problemen der Organisation nachhaltiger Konzepte integrierter Mobilität durch den Staat und den Markt setzte sich Prof. Dr. Michael Roos auseinander. Der Ökonom der Ruhr-Universität Bochum stellte mit seinem Konzept von Mobilitätsgenossenschaften eine Organisationsform vor, die es schaffen könnte, private Innovationspotentiale und gemeinwirtschaftliche Ziele miteinander zu verbinden.

Prof. Dr. J. Alexander Schmidt (Universität Duisburg-Essen) präsentierte das transdisziplinäre Projekt Neue Emscher Mobilität (NEMO), das sich unter seiner und Sara Klemms Leitung mit Mobilitätsoptionen in der Emscher-Region befasst: Vier unterschiedliche Szenarien beschreiben mögliche Entwicklungen bis ins Jahr 2050. Dynamische Verkehrsmodelle und Stadtent-wicklungsmodelle, umweltökonomische Bewertungen der komplexen Wechselwirkungen sowie Fokusgruppengespräche mit den Bürgern der Region werden dabei ineinandergreifen. Die Einzelergebnisse werden abschließend in realistische Narrativen für die Zukunft der Region integriert und können Grundlagen für regionale und lokale Entscheidungsträger bieten.

 



© Uwe Grützner; TU Dortmund

Gastvorträge aus anderen Regionen zeigen wie Mobilität funktionieren kann
Was kann das Ruhrgebiet von anderen Metropolregionen lernen? In diesem Themenslot wurde das Augenmerk darauf gelegt, wie andere Regionen mit den Herausforderungen umgehen und die Verkehrswende eingeläutet haben. Prof. Dr. Kay Axhausen (ETH Zürich) und Felix Hoesch (Kantonsrat Zürich) gaben einen Einblick in Strategien und Maßnahmen zur Gestaltung der Mobilitätswende im Schweizer Mittelland um die Stadt Zürich. Prof. Dr. Bert van Wee von der TU Delft referierte über die Lösungswege in dem niederländischen Ballungsraum Randstad und Dr. Thomas Klinger von der Goethe-Universität in Frankfurt am Main skizzierte den Weg der semi-polyzentralen Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main.

Podiumsdiskussion mit regionalen Akteuren
Anknüpfend an die Vorträge der internen und externen Experten sowie einem Input von Prof. Dr. Uli Paetzel (Vorstandsvorsitzender Emschergenossenschaft) diskutierten PD Dr. Ani Mel-konyan-Gottschalk (Universität Duisburg-Essen), Michael Zyweck (Verkehrsverbund Rhein-Ruhr), Frank Joneit (Regionalverband Ruhr) und Dr. Andreas Schmidt (DLR) über Perspektiven der Umsetzung neuer, multimodaler und nachhaltiger Konzepte einer „Smart Mobility“ in der Metropole Ruhr.

Ausstellungsbereich mit Elektromobilität, Fahrrädern und aktuellen Forschungsprojekten
Neben dem fachlichen Austausch bot sich die Möglichkeit, die Ausstellung "Mobil in Metropolen: smart - ökologisch - sozial" in einem Ausstellungszelt auf dem Gleisboulevard zu besuchen. Tagesgäste und Tagungsteilnehmer informierten sich über Bike-Sharing, E-Tretroller, E-Roller, E-Autos, Lastenräder und aktuelle Forschungsprojekte wie NEMO und Spurwechsel Zollverein.

KoMet bündelt die wissenschaftliche Kompetenz in der Region
Durch das interdisziplinäre Arbeiten und die Schaffung themenspezifischer Forschungsfelder gelingt es KoMet seit 2017, wissenschaftliche Kompetenzen in der Region zu bündeln und eine Plattform für die zentralen Themen der Metropolenforschung anzubieten. Mit einem neuen Forschungsfeld „Mobilität & Logistik“ wird zukünftig das Thema des diesjährigen KoMet-Tages eine zentrale Rolle spielen. Mittlerweile umfasst das noch junge Kompetenzfeld bereits 150 Wissenschaftler/innen, die auf unterschiedlichsten Feldern der Metropolenforschung aktiv sind. Im Vorfeld der Tagung haben sich die Mitglieder der insgesamt acht Forschungsfelder des KoMet zu ihrer Jahresversammlung getroffen, um sich über Forschungsaktivitäten auszutauschen und gemeinsam Projektideen zu entwickeln.

Der KoMet-Tag soll zukünftig einmal jährlich stattfinden und sich jedes Jahr einem anderen Themenfeld der Metropolenforschung widmen.